
Australien: Vater verhaftet, weil er sein krebskrankes Kind mit Cannabis behandelt hat.
Paul Fassa
Kurz vor Weihnachten 2014 wurde bei der zwei Jahre alten Rumer Rose Maujean ein Neuroblastom im Stadium vier diagnostiziert, eine seltene Tumorerkrankung, die hauptsächlich bei Kindern unter fünf Jahren auftritt. Das Neuroblastom ist ein Krebs, der die Nervengeflechte beidseits der Wirbelsäule befällt.
Wie die Ärzte an der Lady-Cliento-Kinderklinik sagten, lag die Chance auf Heilung bei einer konventionellen Therapie bestehend aus Operation und anschließender Chemotherapie von acht bis zwölf Monaten bei 50 Prozent. Die Eltern des Kindes, Adam Koessler und Sacha Maujean, zogen aus Cairns nach Brisbane in die Nähe der Kinderklinik.
Rumers Eltern leben getrennt und Sacha ist mit der Zusatzbehandlung zu der konventionellen Therapie, die Adam für ihr Kind vorschlägt, nicht einverstanden. Adam hatte sich nämlich auf die Suche nach medizinischem Cannabis begeben, um Rumer Roses Gesundung zu unterstützen.
Adam behauptet, er habe nur CBD-reiches Cannabisöl [CBD: Cannabidiol] und Cannabisöl mit sehr wenig oder null THC [THC: Tetrahydrocannabinol] als Zusatz verwendet, um »ihre Überlebenschancen auf über 50 Prozent zu erhöhen«
Trotzdem war Adam überrascht, als sich Rumer Roses Zustand durch das medizinische Marihuana deutlicher besserte, als er erwartet hatte. Auf seiner Facebook-Seite Fearless Father postete er: „Ihr kleiner tumorübersäter Körper WAR WIEDER LEBENDIG – Rumers Lebensqualität war sofort wieder da.“
Sie sagte: „Papa, Bauch NICHT AUA.“ Sie konnte essen wie ein Weltmeister und nahm wieder zu, hatte viel mehr Energie… [und] ihre Hautfarbe kam zurück, ihre Augen leuchteten wieder, Rumer war wieder das vertraute süße kleine Wesen.
Daraufhin wurde er von der Jugendschutzbehörde vorgeladen und wegen des Besitzes einer »gefährlichen Droge« und deren Weitergabe an eine Minderjährige unter 16 Jahren verhaftet. Berichte über Adams Verhaftung haben Marihuana-Befürworter und entsprechende Gruppen in Australien auf den Plan gerufen.
Eine Facebook-Familienfehde um das kranke Baby
Sacha, die Mutter, will das jedoch nicht hinnehmen. Wenn Adam behaupte, es gehe Rumer Rose, die auf der Intensivstation behandelt werden musste, durch den Cannabis besser, so sei dies »ganz falsch«.
»Es stimmt, dass er verhaftet wurde, weil er einem Kind eine gefährliche Droge verabreicht hat, und ich begrüße die Entscheidung der Jugendschutzbehörde, ihn zu verhaften und anzuklagen«, schrieb Sacha auf ihrer GoFund Me-Seite, auf der sie Geld für die Flugkosten von Angehörigen sammelt, die ihre Tochter besuchen wollen.
Adam wurde inzwischen auf Kaution wieder auf freien Fuß gesetzt, unter der Auflage, seine Tochter nicht einmal zu besuchen. Eine mündliche Verhandlung wurde für den 20. Januar angesetzt.
Derweil berichtet Sacha auf ihrer Facebook-Seite Rumer’s Recovery: „Rumer konnte gestern die Intensivstation verlassen, es geht ihr viel besser! Sie sitzt und kommandiert alle in ihrer Umgebung herum, eine riesige Verbesserung! Wir sind auf dem richtigen Weg der Besserung.“
Ihre Vorstellung von dem richtigen Weg sind offenbar Operation und Chemo, Besuche von Familie und Clowns, und Spielzeug. Man könnte mutmaßen, dass es Sacha war, die Adam bei der Jugendschutzbehörde angezeigt hat. Laut einem neueren Facebook-Post geht es Rumer Rose wieder schlechter, nachdem das CBD-reiche Cannabisöl verboten wurde.
Es gibt immer wieder anekdotische Berichte über Kinder, die sich durch Cannabisöl von Krampfanfällen und Krebs erholten. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen diese Erfahrungen – für alle, die Studien über Genesungen brauchen.
Bisher hat Adam auf Facebook mehr als 16 000 Unterstützer und Aktivisten, die für den medizinischen Einsatz von Marihuana in Australien demonstrieren wollen.